Runter vom Bürgersteig – rauf auf die Straße!!!

Von Hartwig Paulsen, Radinitiative Michendorf.

Es war ein regnerischer und kalter Tag, und trotzdem kamen am 26.9. sieben Radfahrende der Radinitiative Michendorf zum Erkunden einer Strecke zusammen. Die Route führte vom Ortsausgang Wilhelmshorst über die Peter-Huchel-Chaussee und die Wildenbrucher Straße in Langerwisch und die Potsdamer Allee in Wildenbruch bis zur Kreuzung Luckenwalder Straße. Das ist ein Teil der wichtigsten Nord-Süd-Achse der Gemeinde, die insbesondere von vielen Schüler*innen und Pendler*innen genutzt wird. In den Jahren 2016 bis 2019 Jahren haben sich an dieser Strecke sechs Unfälle mit Fahrrad fahrenden ereignet.

Gleich am Anfang, am Ortsausgang von Wilhelmshorst bei Netto, fiel das Schild „Gehweg“ mit „Radfahrer frei“ auf. Dieses Schild bringt das Problem auf den Punkt, das für die gesamte Strecke gilt. Den Radelnden werden die Bürgersteige als sichere Alternative zur Straße suggeriert, aber wir finden, sie sollten runter von den Bürgersteigen und rauf auf die Straße. Die vielen Einfahrten sind tückisch für sie.

Gehwege sollten i. d. R. den Fußgänger*innen vorbehalten bleiben. Dies gilt insbesondere hier. Der 1,5 m breite Bürgersteig ist viel zu eng, um Radfahrende aufzunehmen, schon gar nicht in zwei Richtungen. Später, ab Palmweg bis zum Priesterweg, wird der Gehweg zwar 2 m breit und ist frisch geteert, womit die Wurzelschäden beseitigt sind, aber auch 2 m sind zu eng. Gleichzeitig sind an beiden Enden des Gehweges, am Ortsausgang Wilhelmshorst und am Priesterweg in Langerwisch, die Straßenquerungen nicht ausreichend sicher gestaltet und insbesondere die am Priesterweg sehr gefährlich. Die Einbiegung aus dem Gehweg/Radfahrerfrei auf die Straße beim Priesterweg ist für alle nicht einsichtig.

Auch die S-Kurve der Peter-Huchel-Chaussee in Neu-Langerwisch ist sehr unübersichtlich. Der Bürgersteig zwischen Neu- und Alt-Langerwisch ist nicht für Radfahrende geeignet und auch für sie nicht freigegeben. Trotzdem fahren viele auf dem Gehweg. Im Ortsteil Langerwisch ist diese Nord-Süd-Achse in der Wildenbrucher Straße sehr eng.

Auch für den Gehweg entlang der Wildenbrucher Straße zwischen Langerwisch und Wildenbruch gilt, dass er nicht für Radfahrende geeignet und auch nicht freigegeben ist. Trotzdem radeln viele Menschen auf dem Gehweg. Es gibt auch viele Berichte, dass Autos die Radfahrenden regelrecht auf den Gehweg drängen. Und gerade hier hat sich vor Kurzem ein schwerer Rad-Unfall ereignet. Zwei Radfahrende sind an einer unübersichtlichen Stelle des engen Gehweges zusammengestoßen. Die Folge waren zwei Schwerverletzte, ein Wunder, dass es keine Tote gegeben hat! Grund genug, sich die Unfallstelle genauer anzuschauen. Es war vorhersehbar, dass hier irgendwann Radfahrende zusammenstoßen. Auf diesem Gehweg haben Fahrräder nichts zu suchen, er ist viel zu schmal.

Deshalb muss auf der gesamten Strecke der Mischverkehr von Radfahrenden und Auto fahrenden sicher gestaltet werden. In den Ortsdurchfahrten von Wilhelmshorst, Neu- und Alt-Langerwisch und Wildenbruch sowie zwischen Langerwisch und Wildenbruch muss das Tempo runter auf 30, zwischen Wilhelmshorst und Langerwisch runter auf 50.

Optisch muss dieser Mischverkehr (Rad/Auto) deutlicher werden. Dafür sollten:

  • Fahrrad-Piktrogramme auf die Straßen gemalt werden,
  • „Achtung Radverkehr“ -Schilder aufgestellt werden sowie
  • zwischen Wilhelmshorst und Neu-Langerwisch und Neu- und Alt-Langerwisch Schutzstreifen für Fahrräder markiert werden.

Auf der Wildenbrucher Straße wäre wohl alle 10 m ein Fahrradpiktogramm sinnvoll. Hier hat sich die irrige Meinung verfestig, dass der Gehweg auch ein Radweg ist. Das war in den neunziger Jahren mal für Schulkinder gedacht, ist aber nicht nur regelwidrig, sondern absolut gefährlich. Besonders in der Wildenbrucher Straße muss in die Köpfe aller, dass hier Mischverkehr ist und dass Respekt und Rücksicht angesagt sind.

Ob der Gehweg zwischen Wihelmshorst und Langerwisch weiterhin für Radfahrende frei sein soll wird auch innerhalb der Gruppe diskutiert. Klar ist aber, dass in diesem Fall die Querungen am Ortsausgang Wilhelmshort und am Priesterweg sicher gestaltet werden müssen und der Gehweg zwischen Palmweg und dem Ortseingang Wihlemshorst verbreitet werden

Teil der Erkundungstour waren auch noch die drei Kreuzungen: in Alt-Langerwisch mit der Straße des Friedens und in Wildenbruch die Kreuzungen mit der Hauptstraße und der Luckenwalder Straße. Bei allen dreien muss die Verkehrsführung der Radfahrenden deutlicher werden, sowohl für die Radfahrenden als auch für Auto fahrende. Insbesondere der schräg verlaufende Radweg an der Kreuzung Luckenwalder Straße ist ohne zusätzliche optische Hinweise wie Verkehrsschilder und rote Fahrbahnmarkierung gefährlich.

Auch insgesamt könnte sich in Wildenbruch noch einiges an der Radverkehrsführung ändern, so die Verbindung von der Wildenbrucher Straße über die Mühlenstraße zum Fercher Weg, um einen sicheren Schulweg für die Schulkinder aus Sixt und Bergheide zu gestalten. Aber das wird

Gegenstand einer anderen Erkundung werden.

Zum Schluss war es einfach zu kalt, um weiterzufahren, denn es regnete in einem fort. Die Teilnehmenden haben dennoch bewiesen, dass man zwei Stunden im Regen radelnd Erkundungen durchführen kann. Danke!


Ich glaube nach wie vor nicht, dass das hilft, um die meisten Radfahrer auf die Straße zu bringen. Auch mit T50 werden sich viele Radfahrer nicht trauen, die Straße zu nutzen, wenn der „Geh-/Radweg“ existiert. Man muss da auch mal realistisch sein: selbst wenn T50 vorgeschrieben ist, wird die scheinbar außerörtliche Straßenführung dazu führen, dass die vorgeschriebene Maximalgeschwindigkeit häufig überschritten wird. Daher bin ich deutlich dafür, weiterhin den Gehweg für Radfahrer freigeben und die Übergänge auf die Straße in den Orten sicher machen.

Widerspricht meinem Artikel: dort war unsere Präferenz, eine Fahrradstraße zu erreichen. Hier schwächen wir unsere Forderung (m.E. ohne Not) deutlich ab.

Runter vom Bürgersteig – rauf auf die Straße!!!
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