Ein neuer Radweg und viele offene Baustellen

Von Gabriele Zöcklein, Radinitiative Michendorf.

Die Tour der Fahrradinitiative Michendorf am 10. Oktober 2020 nachmittags führte vom Bahnhof in Michendorf über die Teltower Straße und die Straße des Friedens bis zur Autobahnunterführung A115 Richtung Saarmund. Zumindest das Wetter war deutlich angenehmer als bei unserer letzten Tour von Wilhelmshorst nach Wildenbruch.

Die aktuellen Verhältnisse

Die L77 – Teltower Straße im Ortsteil Michendorf und Straße des Friedens in Langerwisch – ist auch zu Fuß und mit dem Fahrrad der letzte verbliebene Verbindungsweg zwischen den Ortsteilen Langerwisch und Michendorf. Mit dem Bau der Umgehungsstraße wurden alle bis dahin verfügbaren Alternativen gekappt. Entlang der Strecke verläuft der Schulweg eines großen Teils der über 600 Schülerinnen und Schüler des Wolkenberg Gymnasiums ebenso wie der Weg der etwa 400 Mitglieder der SG Michendorf zu ihrem Vereinsgelände. KundInnen der Geschäfte und die BesucherInnen der Gaststätten an der Straße des Friedens gehen oder fahren hier entlang. Der Abschnitt zwischen der Autobahnunterführung und der Kreuzung mit der B2 ist Teil einer Umleitungsstrecke bei Verkehrsstörungen auf der A10 und der A115 zwischen Abfahrt Saarmund, Autobahndreieck Nuthetal und Anschlussstelle Michendorf.

Die Teltower Straße begleitet ein Gehweg auf der Südseite, abgetrennt durch einen Grünstreifen mit großen Bäumen, innerhalb des Ortsteils Langerwisch finden sich ab der B2-Kreuzung auf beiden Seiten Gehwege. Südlich der Fahrbahn verläuft zwischen der Bushaltestelle „Am Wolkenberg“ und der Einmündung „Am Plan“ ein Fußweg mit erlaubtem Radverkehr in beide Richtungen. Am östlichen Ortsende von Langerwisch beginnt der neue Radweg nach Saarmund, der zum Zeitpunkt der Tour noch nicht fertiggestellt war. Auf der Strecke wechselt sich also gemischter Fahrrad- und Kraftfahrzeugverkehr mit gemischtem Fuß- und Fahrradverkehr ab. Im Zuge der Erneuerung der Fahrbahn in Langerwisch wurden zwischen der Einmündung der Straße am Wolkenberg und dem Ortsausgang Langerwisch Richtung Saarmund einige Verkehrsinseln errichtet. Auf der gesamten Teltower Straße und auf der Straße des Friedens bis zum Ortsende-Schild beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit 50 km/h, danach – vor Beginn der Baumaßnahmen – 60 km/h und ab dem Abzweig zum Gutshof 70 km/h.

Fahrräder und Kraftfahrzeuge – eine brisante Mischung

Auf der Teltower Straße teilen sich Radverkehr und Kraftfahrzeuge die Fahrbahn, deren Breite das Überholen von RadlerInnen bei Gegenverkehr nicht ermöglicht. Dies gilt in ähnlicher Form für die Ortsdurchfahrt in Langerwisch ab der Einmündung „Am Plan“. Während unserer Erkundungstour konnten wir mehrfach erleben, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern einer Wunschvorstellung näher kommt als einer praktisch umgesetzten Verkehrsregel. Zudem scheint es für einige AutofahrerInnen von enormer Bedeutung, vor den Verkehrsinseln an den Rädern vorbeizukommen, was die Überholmanöver noch gefährlicher macht. Die Metallpfosten, die in manchen Abschnitten wohl zur Abgrenzung des Fußwegs gegen die Fahrbahn angebracht wurden, stellen eine weitere Gefahrenquelle für RadlerInnen dar.

Gemeinsamer Fuß- und Radverkehr – nicht viel besser

Diese Kombination treffen wir im Bereich der B2 und ab dem Ortsausgang Langerwisch Richtung Saarmund an. Die separat geschaltete Grünphase der Ampelanlage an der B2 für den Fuß- und Radverkehr ermöglicht mittlerweile eine einigermaßen sichere Querung. Für den Fuß- und Radweg zwischen der Bushaltestelle „Am Wolkenberg“ und der Einmündung „Am Plan“ fehlen leider am Beginn und am Ende ungefährliche und gut gekennzeichnete Möglichkeiten für RadlerInnen, auf die andere Fahrbahnseite zu wechseln. Der Weg ist für gemischten Fuß- und Radverkehr in beide Richtungen zu schmal und seine Oberfläche darüber hinaus ab der B2 Richtung Osten in sehr schlechtem Zustand. Für den neuen Radweg ab dem Ortsausgang Langerwisch Richtung Osten ist aktuell noch nicht ersichtlich, wo und wie die notwendigen Querungen erfolgen sollen.

Entwicklungsmöglichkeiten

Wenn das Ziel der Landesregierung den Anteil des Fahrradverkehrs insbesondere auf den Kurzstrecken von weniger als 10 Kilometern deutlich zu erhöhen ernsthaft verfolgt wird, bedarf es größerer Sicherheit und mehr Komfort für RadlerInnen, auch auf der L77. Geeignete Maßnahmen hierfür sind:

  • Radwege, die in Breite und Fahrbahnbeschaffenheit die Anforderungen der NutzerInnen erfüllen. Beispielsweise ist es auf einem Radweg mit Zwei-Richtungs-Verkehr wichtig, dass sich auch zwei Räder mit Anhängern, wie sie z. B. für den Transport von Kindern üblich sind, begegnen können, ohne sich gegenseitig von der Fahrbahn zu drängen.
  • Sichere und gebrauchstaugliche Möglichkeiten die Fahrbahn zu queren am Beginn und Ende der Radwege mit Verkehr in beide Richtungen sind zwingend notwendig.
  • Für die Fahrbahn, die durch den neuen Radweg nach Saarmund begleitet wird, sind die zulässigen Geschwindigkeiten aus der Zeit vor der Baumaßnahme zu hoch. Im Bereich mit Wohnhäusern auf der Nordseite sind maximal 50 km/h, am Abzweig zum Rosengut mit der neuen Bushaltestelle maximal 30km/h vertretbar.
  • Für alle Streckenabschnitte ohne Radweg bieten sich Schutzstreifen ebenso wie die Verringerung der Höchstgeschwindigkeit als Verbesserungsmöglichkeiten an. Die subjektive und objektive Sicherheit für RadlerInnen in Abschnitten mit gemischten Rad- und Kraftfahrzeugverkehr muss so verbessert werden, dass Ausweichen auf die Bürgersteige überflüssig wird. Der aktuelle Beschluss der Gemeindevertretung muss hier dringend umgesetzt werden.
  • Überall dort, wo es die Verkehrsführung erfordert, sollen z. B. Piktogramme, farbige Fahrbahnmarkierungen, Warn- und andere Hinweisschilder eingesetzt werden, um die Regelungen für alle VerkehrsteilnehmerInnen deutlich zu machen. Die Verhältnisse müssen klar, schnell erfassbar und eindeutig sein.

Eine große Herausforderung

Die Gestaltung des Kreuzungsbereichs zwischen Peter-Huchel-Chaussee, Straße des Friedens und Wildenbrucher Straße im Zentrum des Sanierungsbereiches in Alt-Langerwisch mit angrenzender Verkehrsinsel, Bushaltestelle und Supermarkteinfahrt stellt kein einfaches Unterfangen dar. Ist hier eine Ampelanlage besser oder ein Kreisverkehr? Welche Geschwindigkeitsbegrenzung ist notwendig? Welche weiteren Gestaltungsmittel (Zebrastreifen, rot eingefärbte Fahrbahn, …) eignen sich für den Bereich der Bushaltestelle? Die Diskussion darüber, wie eine gute Lösung aussehen kann, wird wohl die BürgerInnen, Verwaltung, GemeindevertreterInnen und Planungsbeauftragte noch weiter beschäftigen.

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