Nachts bei schlechtem Wetter sind alle Radler*innen blind …

Von Matthias Ulbricht, Radinitiative Michendorf.

Vielleicht waren Sie auch schon mal bei schlechtem Wetter in der Dunkelheit mit dem Rad unterwegs. Gerade in dieser Jahreszeit kann das (falls man sich vom Wetter nicht einschüchtern lässt) häufiger vorkommen. Mit angemessener Kleidung, Reflexweste und Beleuchtung wird man von Autofahrern auch durchaus gesehen. Bei regnerischem Wetter stellt sich das Problem eher in die andere Richtung: man sieht schlecht, wo es lang geht. Besseres Licht ans Rad, und das Problem ist gelöst? Leider nur teilweise!

Das Hauptproblem entsteht durch die stehende Nässe auf der Straße bzw. dem Radweg. Bei trockenem Asphalt wird das von der Lampe ausgesandte Licht vom Asphalt auch zu einem gewissen Teil zum Radfahrenden zurückgestreut. Dieses Licht sieht sie/er und erkennt dadurch, wo der Radweg verläuft. Ist der Straßenbelag nass, wird das Licht im Wesentlichen vom Radfahrenden wegreflektiert. Dadurch erscheint der Radweg sehr dunkel und ist häufig nicht vom benachbarten Graben zu unterscheiden. Mit einer besseren Beleuchtung kann man das Problem nur graduell lösen: ausreichend starke Beleuchtung lässt sich mit Dynamos nicht betreiben, und entsprechende Akku-Beleuchtung kann den Gegenverkehr blenden. Deutliche Abhilfe bringt die seitliche Fahrbahnmarkierung. Sie ist durch die weiße Farbe ohnehin wesentlich besser sichtbar als der Asphalt und oft mit kleinen Partikeln versehen, die das Licht zurückstreuen und damit eine noch bessere Sichtbarkeit erzeugen. Auf Straßen ist das Standard (und die meisten Autofahrer würden sich beschweren, wenn es nicht so wäre), auf Radwegen in Deutschland leider die ganz seltene Ausnahme. Ich fahre normalerweise jedes Jahr mehrere Hundert Kilometer in der Dunkelheit (auch bei schlechtem Wetter) auch auf mir bis dahin unbekannten Straßen und bin mit sehr guter Fahrradbeleuchtung ausgestattet. Wenn ich einen straßenbegleitenden Radweg nicht kenne, vermeide ich Ihn nachts bei schlechtem Wetter, sofern der Verkehr auf der Straße das nur irgendwie erlaubt: man sieht einfach zu schlecht oder zu spät, wo der Radweg langführt, und die Gefahr, im Graben zu landen, ist hoch. Auf der Straße kann ich mich an der seitlichen Begrenzungslinie orientieren.

Hoffentlich geht es nur geradeaus und es liegt nichts auf dem Radweg.

Noch problematischer ist es, wenn man auf einem straßenbegleitenden Radweg mit Gegenverkehr auf der Straße unterwegs ist. Hier kommt hinzu, dass die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos die Radfahrenden blenden und man damit noch schlechter sieht, wo der Radweg langführt. Die ultimative Steigerung gibt es dann in so einer Situation für Rad fahrende Brillenträger*innen bei Regen. Wer das mal erleben möchte: der Radweg entlang der B2 von Potsdam nach Michendorf bietet sich gerade in dieser Jahreszeit dafür hervorragend an.

Die Radwegmarkierung ist auch bei stehender Nässe sehr gut erkennbar.

Eine deutliche Besserung schafft eine weiße reflektierende Markierung (seitliche Begrenzung oder wenigstens eine Mittenmarkierung) des Radwegs. In anderen Ländern wie beispielsweise den Niederlanden ist das Standard, hierzulande ist die Einsicht in die Notwendigkeit leider bisher kaum verbreitet. Eine mündliche Anfrage beim Landesstraßenamt, ob eine entsprechende Markierung bei dem neuen Radweg zwischen Langerwisch und Saarmund vorgesehen ist, wurde mit der Bemerkung abgetan, dass man das Geld lieber für mehr Radwege ausgibt. Dabei macht die Markierung nur einen sehr kleinen Bruchteil der Baukosten aus, die Sicherheit von Radfahrern in der dunklen Jahreszeit (das sind nicht nur Power-Pendler, sondern z.B. auch unsere Kinder) wird aber deutlich verbessert. Würden die Entscheidungsträger einmal bei nassem Wetter mit dem Rad entlang eines solchen Radwegs in der Dunkelheit fahren, fiele die Antwort wahrscheinlich anders aus. Dabei gibt es auch in Brandenburg Beispiele, wo Radwegmarkierung umgesetzt wurde: der neue Radweg entlang der L86 zwischen Damsdorf und Groß Kreutz hat wenigstens in einem Teilabschnitt eine seitliche Markierung. Es geht also, warum aber nicht bei uns? Vielleicht können die Gemeinden Michendorf und Nuthetal gemeinsam das Thema nochmals mit dem Landesstraßenamt angehen. Die Sicherheit der Radwegnutzer*innen sollte uns das wert sein.

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