Eine der häufigen Erfahrungen sowohl auf Radtouren als auch im Alltagsverkehr hierzulande ist, dass gut ausgebaute Radwege zwischen den Ortschaften am Ortseingang enden und die Ortsdurchfahrten ganz oder teilweise aus Kopfsteinpflaster bestehen. Das Pflaster kann gar nicht oder nur sehr mühevoll, gefährlich oder unbequem von Radfahrenden genutzt werden. Zügiges Vorankommen wird behindert, Radfahrende weichen illegalerweise auf Gehwege aus, müssen sehr langsam fahren oder absteigen und schieben. Auch im Gemeindegebiet Michendorf finden sich dafür etliche Beispiele: „An der Kirche“ in Michendorf, „An der Aue“ in Wilhelmshorst, die „Dorfstraße“ in Wildenbruch, um nur einige zu nennen.
Die Kopfsteinpflasterabschnitte mit einem anderen Fahrbahnbelag zu versehen, ist sehr aufwendig, teuer und vielerorts durch Denkmalschutzauflagen nicht möglich. Hier setzt die neu entwickelte Methode des Pflaster Schleifens an. Sie wurde in verschiedenen Pilotprojekten in Berlin und Brandenburg (z. B. Priesterweg in Berlin, Eichwalde, Brandenburg a.d. Havel) bereits 2025 angewendet und funktioniert wie folgt.
In drei bis sechs Schleifdurchgängen wird die Oberfläche der Pflastersteine bearbeitet. Dabei erzeugt die Schleifmaschine sehr hohen Druck, damit sich die Pflastersteine nicht lockern. Vor dem Abschleifen kann, wenn erforderlich, ein 3D-Scan der Straße gemacht werden, um die genaue Oberflächenstruktur zu erfassen. Gibt es stark eingesackte Steine, werden diese vor dem Schleifen angehoben und in Leichtbeton gebettet. Die angrenzenden Gebäude werden keinen Erschütterungen ausgesetzt, was Messungen an den Fassaden und in den Häusern belegen. Es können 400 bis 500 qm pro Tag geschliffen werden, auch auf Teilbereiche der Straße beschränkt.
Im Ergebnis erhält man eine ebene Oberfläche, deren Griffigkeit durch Rillen verbessert wird und die für den Radverkehr sicher und bequem zu befahren ist. Der Verkehrslärm wird um 4 dB verringert. Die Drainagefähigkeit des Pflasters und die Optik bleiben erhalten. Ferner leistet der Ausgleich der Unebenheiten einen großen Beitrag zur Barrierefreiheit.
Vier Mitglieder der Radinitiative haben am 16. Oktober 2025 eine Beispielbaustelle in der Hufelandstraße in Berlin Pankow besucht. In der Hufelandstraße entsteht bis zum Frühjahr 2026 eine neue Fahrradstraße auf Kopfsteinpflaster. Mitarbeitende der Baufirma erläuterten die Details des Verfahrens und die Ergebnisse konnten in den bereits bearbeiteten Abschnitten besichtigt werden. Die Eindrücke wurden auf Bildern und mit einem kurzen Film festgehalten und sind auf Instagram (radinitiative_michendorf) und Youtube (https://youtube.com/@landradeln) zu finden. Am 28. Oktober fand darüber hinaus ein Treffen von Vertretern der Gemeindeverwaltung, des Denkmalschutzes und der Baufirma in Michendorf statt, um zu klären, ob das Verfahren für die Michendorfer Pflasterstrecken geeignet sein könnte. Auch wenn das Lesesteinpflaster der Stückener Dorfstraße aus Gründen des Denkmalschutzes vorerst außen vor bleibt, bietet das neue Verfahren für andere „Kopfsteinpflaster-Problemzonen“ der Gemeinde einen guten, vergleichsweise kostengünstigen und nachhaltigen Lösungsweg.
Fotos: Hartwig Paulsen










