Rad-Unfall Hot-Spot – Potsdamer Straße in Michendorf!

Von Hartwig Paulsen, Radinitiative Michendorf.

54 polizeilich erfasste Verkehrsunfälle mit Fahrrädern gab es in den Jahren 2016 bis 2019 in der Gemeinde Michendorf. 19 davon alleine in der Ortsdurchfahrt von Michendorf, Potsdamer Straße-Luckenwalder Straße. Grund genug, für die Radinitiative Michendorf kürzlich eine Erkundungstour durchzuführen.

Start für die 7 Teilnehmenden war die Shell-Tankstelle. Hier ist die Sicht für die Autofahrenden, auf den provisorischen Fahrradweg zur B2, durch einen Sandwall sehr beeinträchtigt. „Das hier, glücklicher Weise, noch nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder“ meint Christiane Degenhard, eine Mitradelnde aus Michendorf. Die nächste Station war die Überführung des Radweges bei der Autobahn/B2. Hier müssen die Radfahrer 3-mal warten, um, den Radweg folgend, die Kreuzung zu überqueren. „Es gäbe sicherlich bessere Lösungen“ kommentiert Harald Rossner, einer der Teilnehmenden.

Als nächste Gefahrenstelle besichtigte die Radinitiative die Kreuzung Potsdamer Str/Luckenwalder Str. Diese Kreuzung ist insbesondere für die aus dem Süden kommenden Verkehrsteilnehmenden sehr unübersichtlich. Ein Busch und Autos versperren die Sicht in die Luckenwalder Straße. Es ist nicht nur für Radfahrende gefährlich auf der Potsdamer Str. weiter zu fahren. Weiterhin hat diese Kreuzung keinen Fußgängerübergang, so dass die Fußgänger den Weg zum Einkaufszentrum kaum gefahrlos zurücklegen können. Auch der angedachte Kreisverkehr ist keine perfekte Lösung. Aufgrund der geplanten Breite des Kreisverkehrs besteht die Gefahr, dass Radfahrende überholt und geschnitten werden. „Es bedarf einer genauen Gefahrenanalyse. Tempo 30, weitergeführte Schutzstreifen für den Radverkehr, ein Fußgängerübergang wären mögliche Sofortmaßnahmen“ erläutert Ingo Heymann vom Ortsbeirat Michendorf, der ebenfalls mit fuhr.

Von den 19 Unfällen mit Radfahrenden waren 9 an Grundstücksein- bzw. -ausfahrten. Wiederum 5 davon waren an der Ein- und Ausfahrt zum Einkaufszentrum an der Luckenwalder Str. 2A-4. Dabei sind 2 Menschen schwer verletzt worden. Diese Situation haben sich die Radler*innen ebenfalls genauer angesehen. Auch hier sind die Radfahrenden, die auf dem gemeinsamen Rad- und Fußweg aus Richtung Wildenbruch kommen, kaum zu sehen, da Büsche die Sicht verhindern. Der Bürgersteig ist zudem kaum als Radweg erkennbar. „Es wäre sinnvoll, die Verpflichtung für Radfahrende, den Bürgersteig zu benutzen, aufzuheben. Der Schutzstreifen für Radfahrende ist von der Potsdamer Straße bis zum Ortsausgang in der Luckenwalder Str. auf beiden Seiten zu verlängern und der Schutzstreifen sollte farbig angelegt sein, sodass Autofahrende erkennen können, dass sie mit Radverkehr rechnen müssen“ ist die Ansicht des ebenfalls mitradelnde Olaf Schudde aus Michendorf.

Auch der Wunsch von Christiane Degenhard, dass die Radfahrenden die Einbahnstraßen An der Kirche und Am Diek von der Potsdamer Str. aus gegen die Fahrradrichtung fahren dürfen, ist allen Teilnehmenden einsichtig.

Die anderen Kreuzungen der Potsdamer Str., insbesondere die zur Langerwischer Str./Am Diek und zur Teltower Str./Am Bahnhof sind aus sich der Teilnehmenden ebenfalls unübersichtlich. An beiden Kreuzungen gibt es keine eindeutige Radverkehrsführung. Auch hier wäre es günstig, wenn der Schutzstreifen über die Kreuzungen geführt und farbig markiert wären.

Zwischen den beiden genannten Kreuzungen führt der Schutzstreifen für Radfahrende auf der Potsdamer Str. direkt an den Parkplätzen der Autos vorbei. Dies ist sehr gefährlich. Eine sich öffnende Autotür kann schnell zur gefährlichen Falle werden. Die Parkplätze müssten mindestens einen Meter von der Straße verschoben werden.

Die Ein- und Ausfahrt zu Netto in der nördlichen Potsdamer Straße ist, nach Einschätzung der Mitradelnden, auch sehr gefährlich. „Zumal viele Radfahrende nicht die Straße, sondern den Bürgersteig nutzen. Dies ist für die Autofahrenden vom Nettoparkplatz kaum einschätzbar“, gibt Harald Rossner zu bedenken. Auch hier sollte der Schutzstreifen möglichst farbig bis zum Radweg weitergeführt werden.

Da die Potsdamer Str. gefährlich ist, fahren viele Radfahrende auf dem Bürgersteig. Dies ist allerdings eine trügerische Sicherheit. „Die uns vorliegende Unfallstatistik der Polizei lässt vermuten, dass Autos, die aus den Grundstücken kommen auf den Bürgersteigen nur mit Fußgänger rechnen und von den Radfahrenden überrascht werden und mit ihnen zusammenstoßen,“ kommentiert die Radlerin Ingeborg Herrlen die Daten. Wie oben bereits erwähnt, sind 9 Unfälle an Grundstückseinfahrten von insgesamt 19 Unfällen, wohl die häufigste Unfallursache.

Weiter wurde unter den Teilnehmenden auch diskutiert, wie der Durchgangsverkehr, insbesondere zwischen Richtung Caputh und Richtung Beelitz, reduziert werden kann. Eine interessante Idee wurde von Ingo Heymann eingebracht: „Die Potsdamer Straße zwischen Poststraße und Am Bahnhof als Einbahnstraße umzuwandeln. Den Verkehr aus der Gegenrichtung über Am Bahnhof und Poststraße umleiten. Diese Lösung würde die Attraktivität für den Durchgangsverkehr senken und mehr Autofahrer dazu bringen die Umgehung zu nutzen. Dabei könnte dann ein Teil des Abschnitts der Potsdamer Straße für mehr Raum für die Menschen an der Straße und für das Radfahren genutzt werden.

In der nördlichen Potsdamer Str., Höhe Bahnstraße, endet der aus Richtung Potsdam kommende Radweg plötzlich. Hier fahren die aus Richtung Potsdam kommenden Radfahrenden häufig auf dem Bürgersteig weiter und queren irgendwann, für die anderen Verkehrsteilnehmenden nicht berechenbar, die Straße. Fehlende Radverkehrsführung kann man auch an der Kreuzung Caputher Chaussee/Potsdamer Str. feststellen.

Insgesamt 18 Problem-Tickets hat die Radinitiative bisher allein zu der Strecke Potsdamer Str. -Luckenwalder Str in Michendorf erfasst. Diese sind über die Internetseite der Radinitiative https://brandenburg.adfc.de/3962 einsehbar. Hier sind die Gefahren und Lösungsansätze ausführlicher beschrieben.

Weitere unfallträchtige Strecken in der Gemeinde sind die Teltower Str.- Straße der Einheit mit 6 Rad-Unfällen, Schmerberger Str-Flotsteller Str./Kreuzung Bahnstr. mit ebenfalls 6 Rad-Unfällen und die Strecke Peter-Huchel-Chaussee-Wildenbrucher Str. mit 7 Rad-Unfällen im Zeitraum 2016 bis 2019. Deshalb fordert die Radinitiative die Gemeindeverwaltung und den Landkreis auf, an allen genannten Strecken zügig die vorgeschriebenen Verkehrsschauen durchzuführen und Maßnahmen zu Steigerung der Verkehrssicherheit einzuleiten. Auch wäre sicherlich in Zusammenarbeit mit der Polizei eine genaue Analyse der Unfallursachen sinnvoll. Gründe für noch weitere Erkundungstouren der Radinitiative gibt es folglich genug.

Rad-Unfall Hot-Spot – Potsdamer Straße in Michendorf!
Nach oben scrollen